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Über die außergewöhnlichsten Sportler der Welt

Date

Mai 7, 2020

Category

LIFE

Tags

/PEOPLE

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Hall of Fame: Martina Navratilova

Es gibt Persönlichkeiten in der Sportwelt, die Herausragendes geleistet haben. Entweder durch Leistungen und Auszeichnungen, Rekorde, durch soziales Engagement oder einfach durch skurrile und ungewöhnliche Geschichten. Einige der Namen sind weltbekannt, andere hört Ihr vielleicht zum ersten Mal. Wir stellen Euch im Laufe dieser Serie ein paar von diesen Menschen vor: zur Inspiration, zum Allgemeinwissen oder einfach für die Freude am Sport.

 

Nicht so damenhaftes Damentennis

Martina Navratilova hatte einen schweren Aufstieg vor sich, um eine der besten Tennisspielerinnen der Welt zu werden. Auf ihrem siegreichen Weg dahin stellte die heute 64-jährige aber nicht nur unzählige Rekorde auf, sondern eckte auch an vielen Stellen immer wieder an und schuf sich damit nicht nur Freunde.

Geboren 1956 in der Nähe von Prag, fiel die kleine Martina damals schon wegen ihres jungenhaften Verhaltens in ihrem Heimatdorf auf: sie kletterte auf Mauern und Bäume, raufte mit den Jungs und verausgabte sich sportlich in jeder Weise. Mit drei Jahren liessen sich ihre Eltern scheiden und der Leiter des örtlichen Tennisvereins wurde nicht nur ihr neuer Stiefvater, sondern auch ihr erster Tennislehrer. Dieser witterte sehr schnell ihr großes Talent mit dem Schläger und trainierte die inzwischen 5-Jährige täglich, bis sie im Alter von 8 an ihrem ersten Turnier teilnahm. Mit knapp 16 wurde Martina die erfolgreichste Tennisspielerin der Tschechoslowakei.

Neben ihrer ungewöhnlichen harten Spielweise auf dem Platz mochte sich der Teenager aber auch sonst nicht in das damalige Frauenbild einpassen: Mit kurzen Haaren, Holzfällerhemden und Männerhosen, Schrauben an Mopeds und Fußball mit der Dorfjugend hielt sie kaum jemand für ein Mädchen. Natürlich zog sich die erfolgreiche Sportlerin damit den Unmut der Staatssicherheit und ihres Verbandes auf sich, bis sie schließlich 1973 das erste Mal zu einem Turnier nach Amerika reiste, wo sich Martina zwei Jahre später, mit gerade mal 18 Jahren, dauerhaft niederließ.

Schon in jungen Jahren war Martina Navratilova sehr erfolgreicht

Keine Königin der Herzen

In den Jahren 1972 – 1976 konnte sie sich bereits mehrere gute Titel und Positionen bei den Grand-Slam-Turnieren sichern. 1978 erlangte Martina Navratilova zum ersten Mal den Einzelsieg gegen ihre künftige Dauerkonkurrentin Chris Evert in Wimbledon und verdiente sich so den ersten Platz in der Weltrangliste für unglaubliche 331 Wochen am Stück – Weltrekord. Doch trotz ihrer enormen Erfolgsstrecke konnte sie beim Publikum nicht wirklich landen. Sie war nicht nur eine der härtesten Gegnerinnen, die man auf dem Platz antreffen konnte, sondern auch ihre impulsiven Launen und ihre zornige Gestik machten ihrem Image zu schaffen. Sobald sie auftrat, wurde sie von vielen Zuschauern ausgebuht, die ihrer Antipathie freien Lauf ließen. Die knallharte Spielerin aus dem Osten schrie oft mit den Schiedsrichtern herum, zertrat Kameras von Reportern und legte sich mit anderen Spielern an. Ihr ungewolltes Outing als Lesbe stieß im prüden Amerika Anfang der 80er Jahre auch nicht gerade auf Gegenliebe und wurde gnadenlos von der Presse in einer medialen Hetzjagd ausgeschlachtet.

Einige Jahre später, Mitte der 80er, musste Martina Navratilova gegen eine neue Gegnerin auf dem Tennisplatz antreten. Nachdem Chris Evert sich aus dem Sport zurückgezogen hatte, hieß die neue Dauergegnerin Steffi Graf. Die junge Deutsche setzte ihr in den kommenden Spielen hart zu und stoppte die große Siegesserie der Tschechin in vielen Turnieren. Noch bis in die 90er Jahre konnte sich Navratilova im wahrsten Sinne des Wortes überaus erfolgreich durchschlagen und stellte bis zu ihrem Rücktritt 1994 weitere Rekorde in der Tennisgeschichte auf.

Martina Navratilova gegen Betty Stovet

Keine Lust auf Ruhestand

Die nun 37-jährige Martina tauschte Ihren Schläger gegen verschiedene Dinge aus und probierte immer etwas Neues: Sie „malte“ mit farbigen Bällen, die sie auf Leinwände warf, schrieb ein mäßig erfolgreiches Buch, lernte Reiten und Fremdsprachen und spielte Eishockey in ihrem Team „Motherpucker“.

Doch irgendwann wurde es der Sportlerin zu langweilig und sie beschloss im Jahr 2000 einen Rücktritt vom Rücktritt: mit 43 Jahren hatte sie sich zum Ziel gesetzt, noch einmal Wimbledon zu gewinnen; und das in einem Alter, in denen ihre Gegnerinnen vom Alter her ihre Töchter hätten sein können. Verspottet von der Presse und bedacht mit der Schlagzeile „Die Rückkehr der alten Dame“, erstrahlt eine erstaunlich entspannte Martina Navratilova noch einmal in neuem Glanz – ab und zu sogar mit einem Lächeln im Gesicht. In diversen Doppel- und Einzelspielen war die Mitte 40-Jährige überaus erfolgreich und holte sich gleich mehrere Titel als „älteste Spielerin“ in den einzelnen Turnieren.

Im September 2006 legte Martina Navratilova nun endgültig ihren Schläger zur Seite; kurz vor ihrem 50. Geburtstag. Sie hat dem Tennissport jedoch bis heute nie vollständig den Rücken gekehrt und arbeitet weiterhin als Trainerin.

Insgesamt in ihrer athletischen Karriere sicherte sie sich den Rekord von 1.442 Karrieresiegen, 167 Titeln, 74 Siegen in 23 aufeinanderfolgenden Einzelfinals, 18 Einzeltiteln bei Grand Slams, 59 Gesamttiteln bei den Grand Slams und neun Siegen bei Wimbledon. Das macht sie heute noch zu einer der erfolgreichsten Sportlerinnen aller Zeiten.

 

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Bildnachweis – Titelbild:
robbiesaurus, Pat Cash, Chanda Rubin, Martina Navrátilová & Michael Chang, Kolorierung, CC BY-SA 2.0